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Tag 36-40: Wanderung im Huang Shan

1.9.: Erlebnisfahrt mit dem Bus
Nachdem der Bus heute Morgen überpünktlich gestartet war, dauerte es über eine Stunde, bis der Bus aus der Stadt draußen war. Danach ging es recht fix in Richtung Tunxi. Auf dem Weg dorthin gab es erstmals etwas anderes als Großstadt zu sehen. Leider wurde man die ganze Zeit von irgendwelchem grässlichen Techno beschallt. Die Highlights dabei waren Technomusik zu McHammer Videos sowie in Unterwäsche tanzende Mädels. In Tunxi selbst war ich heute wohl der einzige Nicht-Chinese. Jeder hat sich nach mir umgedreht und getuschelt, als wäre ich etwas völlig Eigenartiges. In Tunxi selbst bin ich über die Souvenir-Straße „Lao Jie“ gelaufen. Im Vergleich zu Shanghai wollte mir hier niemand etwas andrehen.
Danach wollte ich den im Lonely Planet (LP) beschriebenen Bus nach Tangkou gab es nicht. Dafür wurden mir immer dubiosere Preise dorthin angeboten oder Unterkünfte vor Ort. Die hatten sich auf diesen Fehler also schon eingestellt. Doch meine Hartnäckigkeit, heute noch dorthin zu kommen, zahlte sich aus. Ein Busfahrer hat einem Chinesen etwas aufgeschrieben. Dieser hat dann mit seinen drei Worten Englisch mich ins Taxi verfrachtet und dem Fahrer den Zettel gegeben. Ich wusste also nicht wo es hingehen sollte. Doch anscheinend gibt es einen zweiten Busbahnhof außerhalb, wo ich auch noch den letzten abfahrenden Bus erwischte.
In Tangkou angekommen wollte ich das im LP günstigste Hotel ansteuern, doch niemand konnte hier Englisch. Nach etwas hilflosem Umhergucken sprach mich auf Englisch jemand an, ob ich Hilfe brauche. Es war Simon Cheng, einer von zwei Englisch sprechenden im Ort. Er hat mir angeboten zu helfen. Da ich keine bessere Idee hatte und es schon dunkel war, habe ich sein Angebot angenommen Er hat mir ein Hotel günstiger als im LP organisiert, Essen in seinem Restaurant zubereitet, das Zimmer auf dem Berg gebucht und das Zugticket für meine Weiterfahrt gekauft. Mehr Service geht kaum. Auch hat er keine merkbaren Zuschläge hinzuaddiert.

2.9.: Stufen über Stufen
Um den Startpunkt meiner Wanderung zu einem Gipfel im Huang Shan zu gelangen, wurde ich samt meinem großen Rucksack von Simon auf dem Motorrad zum Eingangstor auf 440 m Höhe gefahren. Anfangs dachte ich, dass die vorhanden Stufen nur in Ortsnähe gebaut wurden und man später auf normalen Wanderwegen läuft. Pustekuchen, die Stufen wollten nicht enden. Nach guten eineinhalb Stunden habe ich hoch gelobte Wasserfälle, die man sich aber gut schenken kann, besichtigt. Nach weiteren 2,5 Stunden war ich am eigentlichen Eingang zum Berg, wo sich die meisten Chinesen mit dem Bus oder Taxi hinfahren lassen, um anschließend die Seilbahn zu nehmen. Mit ungläubigem Blick auf meinen großen Rucksack wurde mir das Ticket für den Fußweg verkauft. Weiter ging es auf endlosen Stufen nach oben. Natürlich erntete ich von den Stuhlträgern fast immer ein Kopfschütteln.
Nach endlosen acht Stunden und über 1400 Höhenmeter weiter oben kam ich am Hotel Shilin angekommen. Dort wollte mir der Portier erstmal den Weg in den Supermarkt weisen, doch ich meinte, das Hotel wäre schon richtig. War es auch – fast zu mindest. Man hat mich freundlich zur Unterkunft für „Locals“, d.h. für Führer und arbeitende Chinesen, gebracht. Da war alles etwas spärlich: Das Raumklima feucht, das Bett zu klein und bei den anderen Bewohnern kein Benehmen, wie ich später feststellen durfte. Aber zu erst ging ich los, um den Sonnenuntergang, der so toll sein soll, anzusehen. Doch mein Glück ließ mich im Stich, denn ich konnte den angestrebten „Lions Rock“ nicht bis zum oberen Ende besteigen, da dies eingezäunt war. Nachdem auch einige Wolken das Spektakel verhinderten, war ich über die schlechte Position nicht mehr so traurig. Danach ging es zurück in den Bunker, denn morgen früh sollte ich, wie mir ein Führer mit Handzeichen erklärte, um vier Uhr aufstehen, um mit ihm und seiner Gruppe zum Aussichtspunkt für den Sonnenaufgang zu gehen. Außerdem waren meine Beine schon arg in Mitleidenschaft gezogen worden und sehnten sich nach Erholung.

3.9.: Gipfelsturm im Morgengrauen
Geweckt wurde ich heute vom Wecker des Guides, der pünktlich um vier Uhr nachts klingelte. Und wenn bei Chinesen der Wecker klingelt, dann drehen die sich nicht noch mal um, sonder beginnen den Tag. Bei einem unserer Zimmergenossen sah das so aus, dass er sich erstmal eine Zigarette ansteckte, noch bevor er seine Decke bewegte. Als er die Kippe in Windeseile inhaliert hatte, warf er den noch glimmenden Stummel einfach in Richtung Tür, einer wird’s schon wegmachen. Ein echtes Highlight war aber das Klo gewesen. So wurde im Herrenbereich sich gemeinsam über eine Rinne, die kein Gefälle hatte, gehockt und gestellt. Ca. 3 Mann auf einem Quadratmeter. Gespült wurde sicher auch irgendwann mal, aber nicht so lange ich dort war.
Nach einem Marsch über 45 Minuten nur mit der Stirnlampe bewaffnet, kam ich am erwarteten Gipfel an, wo aber schon einige Chinesen sich niedergelassen hatten. Doch hab ich mir samt Stativ noch einen Platz in der ersten Reihe sichern können. Nachdem ich das geseufzte „Ohhh…“ der Chinesen beim Anblick der ersten Sonnenstrahlen gehört hatte, habe ich mich auf den Weg zum „Grand Canyon of the Western Scenic“ gemacht. Hätte ich gewusst, dass dieser so viele Stufen runter und wieder hoch geht, hätte ich wohl eine andere Route gewählt. Nachdem diese Qual beendet war, stand ich schon am Schalter für die Seilbahn nach unten stand, sah ich, dass die den Wucherpreis von ca. 8 Euro wollten. Da habe ich dann lieber den Fußmarsch gewählt und bin 7 km Stufen bergab in eineinhalb Stunden hinter mir gelassen.
Zurück in Tangkou wartete Simon mit dem Zugticket schon auf mich und es ging noch am Abend nach Hangzhou.

4.9.: Erholung benötigt
Nach dem Ausschlafen habe ich mich aufgemacht, ein wenig Hangzhou zu erkunden. Die Jugendherberge war dazu auch prima gelegen, direkt am Westsee. Doch schon nach kurzer Zeit hatte ich keine Lust mehr dazu, da meine Beine schwer wie Blei und das Wetter sehr bescheiden war. Doch irgendwie bin ich doch etwas rumgekommen und habe das Drachenbrunnendorf, welches dem Tee seinen Namen verleiht, besucht. Dann noch einen kurzen Spaziergang durch die Stadt und schon war es Abend und Zeit für noch mehr Erholung gewesen.

5.9.: Blödes Wetter? Zurück nach Shanghai
Heute Morgen wurde ich von einer übereifrigen Servicekraft schon um halb zehn beim Entspannen und Erholen gestört. Blöd. Naja, dann halt aufstehen. Eigentlich wollte ich heute mit dem Schiff nach Souzhou fahren, doch die Dame an der Rezeption meinte, das Schiff, das noch im Lonely Planet angepriesen wird, gibt es nicht mehr. Da das trotzige Ausprobieren zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte habe ich beschlossen, den Bus zu nehmen. Auf dem Weg zum Busbahnhof musste ich praktisch durch in der Luft stehendes Wasser laufen. Selbst Fotos waren unmöglich gewesen, ohne dass die Kamera sofort beschlagen ist. Im Bus habe ich mir überlegt, dass ich bei dem Mist-Wetter doch lieber gleich zurück nach Shanghai fahre.
Nach einem Abfotografieren meines Ausweises samt Ticket ging es komfortabel zurück, ehe ich mit samt allen anderen an einer Baustelle in der Küstenmetropole ausgesetzt wurde.

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